Rolle in der Geschichte
Der Hof des Caspar vom Ursprung bis heute
Wie viele Menschen hat dieser Hof wohl schon ernährt seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1446? Zunächst ging es rund 400 Jahre lang darum, die eigene bäuerliche Großfamilie zu versorgen. Bis Josef Steiert 1837 als einer der ersten in Hinterzarten die Erlaubnis zur "Realwirtschaft" erhielt. Seit erstaunlich vielen Generationen stehen die Erben des Hofes immer in verwandtschaftlichen Beziehungen. Wenn auch der Familienname sich im Laufe der Geschichte von STEINHART (1603 - 1698) über STEIGERT (1698 - 1732) zu STEIERT (1732 - heute) veränderte, so handelt es sich doch immer um das gleiche Geschlecht.
Bild vergrößern Kaspelhof mit Kapelle um 1920
Bild vergrößern Wiederaufbau des Kaspelhofes/Engel im Herbst 1949
Ein Name für den Hof wurde höchstwahrscheinlich erst gefunden, als Caspar Steinhart das bäuerliche Anwesen 1603 übernimmt. Aus "Caspar`s Hof" wird "Kaspershof" und in mundartlicher Variante schließlich "Kaspelhof" (gesprochen Kaschpelhof). Caspar Steinhart würde sich wundern, dass sein Vorname bis heute im Wirtshausschild verewigt ist und sich fragen, wann und warum sich noch ein "Engel" dazu gesellte. Ob ihm die Erklärung einleuchten würde, dass mit der zusätzlichen Nutzung als Schankwirtschaft ein Gasthausname her musste? Sicher aber könnte er sich dank der himmlischen Aussichtslage mit dem Gasthausnamen "Zum Engel" anfreunden.
"Nichts in der Geschichte ist beständiger als der Wandel" wusste schon Darwin, und so war es auch im Kaspelhof. Über die vielen Generationen hinweg gab es durch Zupachtungen mehrmals Verschiebungen in den Flächen, die zum Bauernhof gehörten. In alten Zinsverzeichnissen (Berainen) werden erhobene Bodenzinsen, Drittel und Fall für Sessgut, Fürsatzgut oder Lehen ausgewiesen. Immer wieder mussten die Bodenflächen und deren Nutzung den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden. Im Jahre 1773 gehörten zum Kaspelhof noch 125 ha Boden, davon 89 ha Feld- und Weideland. 1990 betrug die Gesamtfläche nur noch 52 ha, davon 7 ha Weideland.
Von der früheren Getreidemühle ist nur noch der Mühlenweiher geblieben, der heute als Löschweiher genutzt wird. Längst hatte sich inzwischen der reine Bauernbetrieb zum Gasthaus mit Fremdenzimmern gewandelt. Seit der erweiterten Nutzung unter Josef Steiert verringerten die nachfolgenden Besitzer die Landwirtschaft mehr und mehr und bauten den gastronomischen Betrieb weiter aus.
Bis der Schicksalstag im August 1949 Hab und Gut vernichtete (siehe Überlieferungen). Was damals aus der Asche empor wuchs, präsentiert sich heute als äußerst einladendes Gasthaus im Schwarzwaldstil. Auch die Atmosphäre in der Gaststube und die hell gestalteten Gästezimmer treffen den Geschmack des genussvoll Reisenden. Trotz aller Neuerungen wird die Tradition des Hauses bewahrt. Ein Zeichen dafür setzt auch der alte Hofname im Wirtshausschild - Kaspelhof.
Schwarzwälder Gastlichkeit
Ein untrügliches Gespür für die Wünsche der Gäste ist eine der Stärken der Engel-Wirte. Vielleicht haben sie sich auch nur die Frage gestellt, wie sie es denn selbst gerne unterwegs hätten und ihre Vorstellungen konsequent umgesetzt. Das Ergebnis ist nicht umsonst zu haben. Ideen, Fleiß, Tatkraft und Mut sind nötig, und ohne das liebe Geld läuft halt auch nichts. Auf die Anerkennung in Form von Urkunden im Eingangsbereich kann die Familie Steiert daher mit Recht stolz sein.
Bild vergrößern Schwarzwälder Flair in der Engel-Gaststube
Bild vergrößern Der Hausname und der Wirtshausname vereint im Ausleger...
Der hungrige Gast interessiert sich mehr für Speis und Trank als für Zertifikate und betritt - schon angeregt durch die Tagesangebote auf der großen Schiefertafel - endgültig die "gute Stube". Aus den ehemaligen zwei Räumen wurde 1998 im Zuge der kompletten Renovierung ein einziger, der jedoch durch niedrige hölzerne Raumteiler auf einigen Sitzbänken gemütlich aufgeteilt wirkt.
Die Fichte, Baum des "schwarzen Waldes" lieferte das Material für die holzvertäfelte Stube. Eine umlaufende Bank, geschmackvolle Gardinen an den zahlreichen Fenstern und passende Stoffkissen schaffen Landhausatmosphäre. Für wohlige Wärme sorgen zwei grüne Kachelöfen mit Ofenbänken.
Der aufmerksame Gast kann in einem tragenden Deckenbalken zwei schicksalhafte Ereignisse lesen "Kaspelhof: abgebrannt im 30-jährigen Krieg / aufgebaut 1628 / Letzter Brand und Aufbau 1949". Ob das Jahr 1628 tatsächlich das Baujahr des alten Kaspelhofes war, ist jedoch nicht mit Sicherheit belegt. Zu lang ist's her, und verschiedene Chronisten beschreiben unterschiedliche Auffassungen.
Ein paar Engel als Dekoration dürfen es schon sein im gleichnamigen Gasthaus. Dem Haus und seinen Menschen ist zu wünschen, dass ein Schutzengel dabei ist.