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Schießerei im "Barbarossa"und filmreife Verfolgungsjagd
Zeitungsbericht vom 20. März 1919:Heute Vormittag zwischen ¼ und ½ 8 Uhr haben die Fahnder Sergeant Beck und Schutzmann Fischer im Hotel Barbarossa eine Kontrolle vorgenommen und dabei zwei Leute in einem Zimmer gefunden, die Ihnen verdächtig erschienen und bei denen Brechwerkzeuge beobachtet wurden, woraus man schließen konnte, dass es sich um Einbrecher handelte. Die Fahnder wollten die beiden zu näherer Kontrolle auf die Polizeiwache mitnehmen, nachdem sie sie ausgegriffen und durchsucht hatten. Die beiden erklärten, sie wollten natürlich mitkommen, möchten sich aber noch richten... (Fortsetzung unten)
(Fortsetzung)...der eine ging zur Waschkommode, anscheinend um sich zu kämmen, drehte sich dann um und schoss mit dem Revolver den Schutzmann Fischer durch die Brust. Auch auf Sergeant Beck, der sich auf den Einbrecher stürzte, gab er Schüsse ab und verletzte ihn. Nach Aussage von Beck hat er auch auf seinen Komplizen geschossen und ihn offenbar schwer verletzt. Die beiden versuchten nun durchzugehen.
Der eine, eben der von seinem Komplizen getroffene, brach auf der Hoteltreppe zusammen und starb bald darauf an den Folgen seiner Verletzung. Der andere rannte durch die Paradiesstraße, Obere Laube, Hieronymusgasse. Die Schutzleute verfolgten ihn trotz ihrer Verwundung. Bei Barth u. Rebholz stellte sich der Einbrecher hinter eine Mauer und wartete auf die ihn verfolgenden Polizeibeamten. Er schoss wiederum auf sie, die die Schüsse nunmehr erwiderten. Schutzmann Fischer traf den Verbrecher, der schwer verwundet zusammenbrach.
Er wurde alsbald von Herrn Kolonnenführer Maier ins Krankenhaus gebracht. Auch Schutzmann Fischer liegt schwer durch die Brust geschossen im Krankenhaus. Die Verwundungen von Beck scheinen glücklicherweise nur leichte zu sein. Die aufregende Jagd und Schießerei machte die Bevölkerung der anschließenden Straßen aufmerksam, und es hatte sich bald eine große Menge Neugieriger eingefunden.
So weit bisher feststeht, scheint es sich bei den Verbrechern um zwei Brüder zu handeln. Sie geben an, Kriegsteilnehmer zu sein und Eitelwein, aus Mannheim, zu heißen.
Tief zu beklagen ist, dass die beiden Beamten in treuer Pflichterfüllung schwere Verletzungen davontrugen.
Weiter erfahren wir über den Vorgang folgendes: Der eine Verbrecher wollte im Hotelzimmer seinem Komplizen zu Hilfe eilen, wurde aber von diesem offenbar in der Aufregung schwer unterhalb des Halses, in der Nähe der Luftröhre, getroffen. Die Wunde blutete außerordentlich stark. Bei der Flucht sank der Verletzte auf der Treppe zusammen und starb bald darauf. Der fliehende Einbrecher schoß zum erstenmale an der Gartenecke bei Kuban auf die verfolgenden Polizeibeamten und sprang dann von dort hinter die Säulen bei Barth und Rebholz. Dort wurde er, nachdem er weiter gefeuert hatte, von Schutzmann Fischer getroffen, und zwar erhielt er einen Lungenschuss.
Herr Kolonnenführer Maier nahm in stets hilfsbereiter Weise die beiden verwundeten Polizeibeamten sofort in seine Wohnung und leistete dort die erste Hilfe. Fischer hat einen linksseitigen Durchschuss, Beck einen offenbar nicht gefährlichen Streifschuss am Kopf. Nach Anlegung des Notverbandes brachte Maier den Schutzmann Fischer und den schwerverwundeten Verbrecher ins Krankenhaus. Es war eine starke, aufregende und gefährliche Schießerei. Von den die Straße passierenden Leuten, darunter auch Kinder, hätten leicht welche getroffen werden können – man vermutet, dass die beiden Verbrecher bei dem Putsch in Mannheim aus dem Zuchthaus entkommen sind. Der eine hatte eine Mitgliedskarte von der kommunistischen Partei Mannheim. Beide hatten Selbstladepistolen und feststehende Messer. - Mögen die beiden pflichttreuen Beamten bald wieder genesen.
Hotel Barbarossa - ein Traditionshaus des Alpenvereins
1874 wurde die Sektion Konstanz des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins gegründet. Man traf sich monatlich im Hotel Barbarossa am Obermarkt, das von Beginn an Vereinslokal war.Die Gründungsväter der Sektion setzten sich aus verschiedenen Bevölkerungsschichten zusammen. Es waren zum Teil herausragende Persönlichkeiten der Gesellschaft darunter. Als man sich 1879 am Ende eines Bergsommers traf, brachte der Vorstand der Landwirtschaftsschule Radolfzell Kartoffeln mit, ließ sie von der Köchin des Barbarossa sieden und mit Butter den anwesenden Alpenvereinlern servieren. Dies diente der Qualitätsprüfung, und da man auch damals nicht kleinlich war, kam bald Käse dazu. Später meinte einer der Gäste, er sei Jäger, warum sollten sie nur Kartoffeln essen, und spendete eine Gams.
Bild vergrößern Hotel Barbarossa um 1900; im Jahr 1906 war das linke Gebäude für den Alpenverein bezugsfertig. Das Mitglied Karl Miehle hatte es eigens...
Bild vergrößern für Vereinszwecke erworben. Oben der damalige Wirt Karl Miehle (stehend) mit Vater Martin und Sohn Fritz
Ein Kaufmann aus Weinheim stiftete eine Riesen-Weinflasche mit 13,75 Liter Inhalt und der Ökonom Bissing vom damaligen Schloss Hegne fertigte eine Halterung in Form einer Lafette. Die „Weinkanone“ war geboren und 1882 wird in der Chronik des Alpenvereins zum ersten Mal ein „Kanonier“ erwähnt, der sich der Ladung entledigte. Beim Kartoffelessen wurde natürlich auch gesungen und musiziert. Spontan bildeten sich ganze Ländlerkapellen und auch der Barbarossawirt Miehle griff selbst zur Zither. Seine beiden Töchter ließ er abwechselnd dazu singen. So schreibt man in der Chronik von 1910: „Herbergsvater Miehle lieferte den Beweis, dass er es versteht, nicht nur ein leckeres Mahl zu bereiten und seinen Keller in vortrefflichem Stand zu erhalten, sondern auch als Zither-Virtuos und Gelegenheitsdichter Vorzügliches zu leisten. Die von seinen 2 feschen, alpin kostümierten Madeln vorgetragenen, von Humor und Satire sprudelnden Gstanzeln fanden riesigen Applaus.“
Eine Anmerkung des Wirts vom Kartoffelessen 1924: Anwesend 83 Personen, 4 Rehe gebraucht.
Um dem Alpenverein genügend Platz zu bieten, kaufte das Mitglied Karl Miehle das westlich an das Barbarossa anstoßende Haus dazu, das 1906 bezogen werden konnte. Der Verein konnte dort seine Alpin-Bibliothek und alle Gerätschaften wie Seile, Steigeisen und Pickel usw. lagern, damit alle Mitglieder Zugang hatten. Für jedermann ersichtlich, dass hier der Alpenverein zuhause ist, wurden am Erker außen zur Verzierung Edelweiß in Stein gehauen.
Auch heute noch wird das „Kartoffelessen“ im Nebenraum des Barbarossa gefeiert.