Rolle in der Geschichte
Turbulente Zeiten im Dettinger Gasthof
Bürgermeister Hamm hatte am 16. August 1865 die damalige Kreuzwirtin, Frau Maria Elsa Waldraff, geborene Boßart, angezeigt, "dass sie wieder einmal Gäste bei schlechtem Wetter abgewiesen hat, und diese dann im Arrestlokal hätten übernachten müssen." Die Kreuzwirtin wird vom Bezirksamt vorgeladen und redet sich damit aus der Affäre, daß nämliche nur Eisenbahnerbueben gewesen wären. Lediglich früher, könne sie sich erinnern, daß einmal Commedianten, so eine Art Zigeuner, bei ihr hätten Quartier aufschlagen wollen: "Die habe ich abgewiesen, man kann ordentlichen Wirthsleuten nicht zumuthen, solchem herumziehenden Gesindel Aufenthalt im Hause zu geben."
Bild vergrößern Bis zur Nachkriegszeit gehörte auch im Kreuz die Landwirtschaft dazu. Rechts: Ironie der Geschichte - Maria Hamm, damalige Kreuzwirtin, versuchte in den 1930er Jahren das "Konkurrenzgasthaus"
Bild vergrößern Traube zu schädigen (siehe Text unten). Wenn sie wüsste, dass beide Gasthäuser heute von der gleichen Familie betrieben werden?
Bild vergrößern Um 1900 stand der Dorfbrunnen, an dem das Vieh getränkt wurde, noch direkt vor dem "Kreuz". Auf dem Bild die typischen landwirtschaftlichen "Leiterwagen" jener Zeit - gezogen von Pferd, Kuh oder Ochse.
Hiermit hat sie offensichtlich die Richter Stösser und Stöcker so beeindruckt, daß diese dem Bürgermeister Hamm das Protokoll mit dem Bemerken zurücksendeten, man sehe sich hiernach nicht veranlaßt, strafend gegen die Gastwirtin vorzugehen. In seiner Antwort widerspricht Bürgermeister Hamm, möchte aber die Sache nicht weiter vertiefen, da er hofft, dergleichen würde nicht mehr vorkommen."
Im Jahr 1976 kommt es zur Liebesheirat zwischen Hans Rommel, dem Erben des Landgasthofs Kreuz und Gisela Hierling, der Erbin des benachbarten Landhotels Traube. Solche Harmonie hat es jedoch zwischen den Wirtefamilien nicht immer gegeben.
Gehen wir hundert Jahre zurück:
Im Jahr 1878 entbrennt ein erbitterter Konkurrenzkampf in Dettingen, als Johann Babtist Späth, der Urgroßvater von Gisela, ein zweites Schankrecht erhält und damit den Kreuzwirten die Gäste streitig macht.
Und so liest es sich in den Annalen:
"Am 7. Januar 1878 beschließt der großherzogliche Bezirksrat die Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtschaft mit Branntweinausschank. Die Genehmigung wird wie folgt begründet:
1. Die Seelenzahl der Doppelgemeinde (Dettingen-Wallhausen) beträgt 532. Hierunter gibt es alte Leute, für die Branntwein als Arzneimittel dient.
2. Von Wallhausen wird am Sonntag die Kirche besucht. Vorher brauchen die alten Leute ein Gläschen Branntwein in einer Gastwirtschaft, wo sie ein wenig ausruhen können.
3. Der Ort Dettingen hat, wenn nicht bedeutenden, so doch mittleren fremden Personenverkehr mit Versteigerungen von Holz, Futter, Stämmen und dergleichen wo Reiche wie Arme daran Anteil nehmen müssen. Der Arme, welchem das Geld nicht hinreicht zu Wein, kann der Steigerung beiwohnen für 6 Pf. Branntwein.
4. Die armen Waldarbeiter können im Winter nur Brot und Branntwein zur Arbeit mitnehmen, da Wein oder Most in den Gefäßen zusammenfriert.
5. Wenn im Winter fremde Langholzfuhrwerke durch den Ort ziehen, wäre es sehr verdrießlich, wenn man ihnen sagen müßte, geht in eine andere Wirtschaft, ich habe keine Konzession für Branntwein."
Die ungeliebte Konkurrenz rückt auch noch auf den Pelz:
Am 30. März 1892 stellt Johann Babtist Späth den Antrag, seine Wirtschaftskonzession in die Dettinger Hausnummer 26 zu verlagern, nur zwei Häuser vom Kreuz entfernt, was die Kreuzwirte naturgemäß gar nicht gerne sehen. Man wendet ein, die Wirtschaft des Späth würde die Lebensgrundlage der Hamm-Kinder schmälern, deren Vater im Jahr zuvor verstorben war. Außerdem liege das Schulhaus direkt gegenüber, so sei Ärgernis nicht ausgeschlossen. Die Genehmigung erfolgt trotzdem.
Und es kommt sogar noch ärger:
Am 18. März 1904 beantragt Späth die Erweiterung um einen Tanzsaal und einen Speisesaal. Trotz Einspruchs der Kreuzwirtin Maria Hamm wegen Entstehung einer zu mächtigen Konkurrenz, der sie nichts entgegenzusetzen habe, wird der Antrag genehmigt."
Im Jahr 1932 setzt die Kreuz-Wirtin zum erbitterten Gegenschlag an:
Als am 17. Februar 1932 die Traube, die größte Konkurrenz des Kreuzes in Dettingen, völlig abbrennt, offenbart sich ein schwerer Konflikt zwischen den beiden Wirtshäusern. Die Kreuzwirtin Maria Hamm versucht mit allen Mitteln, die Traube für alle Zeiten zu vernichten. Nachdem Gemeinderat und Bürgermeister dem Traubenwirt erlaubt hatten, im Ratssaal eine Notwirtschaft zu betreiben, lässt sie kein Mittel unversucht, dies zu hintertreiben.
Zunächst mit Erfolg:
Der Landrat glaubt ihrem Argument, dass die Gäste natürlich nicht mehr ins Kreuz kämen, weil sie in der Notwirtschaft des Ratssaales die Gemeinderatssitzungen belauschen wollten. So muss Traube-Wirt Johann Georg Schroff (der Schwiegersohn von Johann Babtist Späth) die Notwirtschaft auf amtlichen Befehl hin am 12. April 1932 schließen. Auch sein Einwand, dass ihn dies total ruinieren würde, ja die Existenz seiner sechsköpfigen Familie bedrohe, kann die Schließung nicht verhindern.
Doch es kommt doch noch anders:
Am 18. April richtet der Dettinger Bürgermeister Okle einen Beschwerdebrief an das badische Innenministerium. Nach einer eilig einberufenen Sitzung des Bezirksrats kann der Traube-Wirt seine Notwirtschaft ab dem 20. Mai desselben Jahres weiter betreiben.
Bild vergrößern Das Restaurant Späth
Bild vergrößern Die Traube in den 1960ern
Historische Ansichten und die Liebe zum Badnerland
Wer schon einmal im Kreuz in Dettingen war kann von der gemütlichen Atmosphäre, vorzüglichen Speisen und erstklassigem Service berichten. Neben dem Wohlfühlfaktor, der ganz wesentlich durch die sympathische Wirte Familie bestimmt wird, hat dieses gastliche Haus aber noch mehr zu bieten.Beispielsweise wenn man den Flur gleich rechts hinter dem Haupteingang betritt. Dort wird an den Wänden die Familien- und Dorfgeschichte durch sehenswerte alte Fotoaufnahmen wieder lebendig.
Seit Neuestem hängt hier auch eine Informationstafel zum legendären Draufgänger KAPITÄN FRANZ ROMER - siehe auch unter WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN (Navigation rechts).
Nicht von ungefähr steht Dettingens Traditionsgasthaus in der Kapitän-Romer-Straße als Nummer 1.
Bild vergrößern Die Tür des Badnerstüble
Bild vergrößern Kapitän Franz Romer
Eine weitere Besonderheit des Kreuzes in Dettingen ist seine augenscheinliche Verbundenheit mit der badischen Tradition. Nicht nur das Badnerstüble mit dem in Bleiglas gegossenen badischen Wappen an der Tür zeigt dies - im ganzen Haus, sogar in der Küche, spiegelt sich die Leidenschaft für das Badnerland.
Hier, wo zwischenzeitlich Alexander Rommel seine Kochkunst zelebriert, leuchtet ein sehenswerter Kachel-Fries in den badischen Farben Rot und Gelb, gekrönt vom Reliefwappen des Großherzogtums Baden. Ein schöner Raumschmuck, den der bekennende Badener Hansi Rommel anbringen ließ.