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Historische Gasthäuser
Lenzkirch-Saig
Boutiqehotel Gasthof Ochsen
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Rolle in der Geschichte

Herberge seit uralten Zeiten

Selbst aus den ältesten Aufzeichnungen kann das tatsächliche Alter des "Ochsen" nicht ermittelt werden. Bei der Erfassung als Kulturdenkmal geht man davon aus, dass der Grundstein des Gasthofs bereits im Jahr 1412 gelegt wurde. Auf ein so hohes Alter konnten auch Beobachtungen bei Umbauten hindeuten. Man fand nämlich dabei ausschließlich Holznägel, kein einziger eiserner Nagel war verwendet worden. Das heutige Gebäude dürfte nach 1713 erbaut worden sein, nachdem der Ort mit Kirche, Pfarrhof und Wirtshaus während der Belagerung durch französisches Militär abgebrannt war.

Zu dieser Zeit war der "Ochsen" ein großer landwirtschaftlicher Besitz mit Viehherden und riesigen Ländereien. Seine Wiesen, Äcker und Wälder dehnten sich aus bis Bärental, Falkau und über den Hochfirst bis zur Gemarkung Neustadt. Am Brunnentrog -heute Granitbrunnen- gegenüber des Gasthofs hatten damals die meisten Hofbesitzer ein Wasserrecht. Auch durften sie eine Anzahl Tiere auf dessen Viehweiden grasen lassen. Der immense landwirtschaftliche Besitz mit Kuhherden und Pferden wird mit ca. 3.000 ha angegeben, von dem durch Erbteilungen heute "nur" noch 11 ha zum Besitz des "Ochsen" gehören.

Aus dem ebenso zum Besitz des "Ochsen" gehörenden Steinbruch wurde die Höllentalstraße bis hinunter nach Hirschsprung mit Steinen versorgt. Auf der extra dafür neu gebauten Straße reiste 1770 die 14-jährige österreichische Erzherzogin Marie Antoinette auf ihrem imponierenden Brautzug von Wien über Augsburg, Freiburg und Straßburg zum Schloss Versailles.
Bild vergrößern Besitzerwechsel 1939
Bild vergrößern Hochzeit mit Blasmusik vor dem Ochsen um 1900

Von der Postkutschenstation zur Erholungsstätte

Neben der bedeutenden Landwirtschaft hatte der "Ochsen" eine äußerst verkehrsgünstige Lage unmittelbar an der ALTEN HEERES- UND HANDELSSTRASSE von Freiburg über Saig nach Schaffhausen und Konstanz. Somit war er prädestiniert als POST- UND PFERDEWECHSELSTATION und bot sicher den ersten Reisenden Obdach. Nachdem ihm 1836 das Realrecht eingeräumt wurde und damit die Konzession nun für alle Zeiten auf dem bestehenden Gebäude ruhte und nicht mehr wie üblich auf dem wechselnden Eigentümer, wuchs die Bedeutung als Beherbergungsbetrieb ständig. Bereits im Jahre 1876 finden sich im Gästebuch Eintragungen der ersten Reisenden aus England. Im Jahre 1886 suchten schon ungefähr 110 Gäste hier Ruhe und Erholung. Auch prominente Namen finden sich auf Gästelisten dieser Zeit. Der bekannte Maler Hans Thoma, der mit seiner Schwester hier einige Zeit verbrachte, ist nur einer von vielen.

In dieser Zeit wird im Gästebuch bereits die Überschrift "Saison" gewählt. Das Gedicht eines begeisterten Kurgastes, das er am 8. September 1897 verfasste, endet mit den Versen "Frische Luft gibt's allenthalben, Tannenduft im Kurparkwald. Saig, du bist ein idealer Sommerfrischenaufenthalt".

Als Höhenluftkurort und Wintersportplatz wird Saig im Reichs-Bäder-Adressbuch von 1927 so beschrieben "Herrliche Ausflüge nach allen Seiten. Für Lungenkranke etwas zu rauhes Klima. Prächtige Aussicht nach den Alpen und Vogesen. Im Winter schönes Skigelände. In den beiden Gasthäusern anerkannt beste Unterkunft und Verpflegung". Wer von Köln anreiste, musste nach dem Bäderbuch mit einer Fahrzeit von 11 1/2 Stunden (470 km) rechnen. Dafür betrug der Pensionspreis nur 6 bis 8 Reichsmark.

Mit der Entwicklung des Fremdenverkehrs erhielt der Ökonomieteil des "Ochsen" weitere Fremdenzimmer. Nach langer Beschlagnahmung und Besatzung im zweiten Weltkrieg wurde die Landwirtschaft 1952 endgültig aufgegeben und stattdessen Gasträume und Fremdenzimmer eingerichtet. Seitdem wird mit Um- und Anbau, Modernisierung und Angebotserweiterungen den Ansprüchen des Reisenden von heute Rechnung getragen. Von 1972 stammt der Anbau mit 45 Betten, Hallenbad, Sauna und Fitnessraum. Der Wellnessbereich wurde in den Jahren 2002 und 2003 neu gestaltet und erweitert. Die neueste Verschönerung erlebt der Besucher, bevor er die Gaststube betritt. In der 2013 gestalteten Lounge mit Bar lässt es sich stilvoll entspannen.
Bild vergrößern Beherbergungsplan von 1886
Bild vergrößern Auch im Reichs-Bäder-Adressbuch von 1927 erscheint der "Ochsen"

Einkehr unter niedrigen Stubendecken

Niedrige Stubendecken und viel Holz machen den Charme der Gaststuben aus, die im Schwarzwälder Stil eingerichtet so gut zum "Ochsen" passen wie der "Ochsen" selbst zur Landschaft.

Besonderes Augenmerk verdienen auch die Deckenlampen mit ihren holzgeschnitzten Figuren. Ein tanzendes Paar lässt sich u.a. entdecken, ebenso ein Schwarzwälder Uhrenträger. Und im Herrgottswinkel kann man im Lampenträger sogar eine ganze Hausmusik bewundern.
Bild vergrößern Tradioneller Herrgottswinkel
Bild vergrößern Selbstbildnis in Öl Mitte 19. Jahrhundert des Malers Klimsch nebst Gattin und Freunden vor dem Gasthof Ochsen
Bild vergrößern Detailansicht der klassischen, handgeschnitzten Lampenträger
Bild vergrößern Der herrliche Kachelofen könnte aus der Zeit um 1900 stammen

Wie es sich gehört, steht der Stammtisch am alten Kachelofen, der wie anno dazumal Wärme im Winter und ein wohliges Gefühl zu allen Zeiten verbreitet.

Besondere Beachtung im Gastraum verdient ein Gemälde aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es zeigt in Öl gemalt die ersten Kurgäste vor dem "Ochsen" mit Kapelle und Wegweiser. Der Maler Klimsch hat sich hier selbst verewigt zusammen mit seiner Frau und dem Frankfurter Großkaufmann Siebeler nebst Gattin. Sein Neffe Fritz Klimsch (1870-1960) erlangte als Maler und Bildhauer Berühmtheit, wurde Ehrenbürger von Saig, das er sich als Alterssitz ausgesucht hatte. Hier ist auch seine letzte Ruhestätte.

Ein besonderer Schatz sind zweifellos Gemälde und ein gerahmtes Foto von Hans Thoma (siehe auch "Streifzüge"). Der bekannte Maler kam 1839 in nahen Bernau zur Welt und ist in seinem Schaffen wie kaum ein anderer von der Landschaft geprägt, in die er geboren war. Wer mehr davon sehen möchte, kann das Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau besuchen.

Durch die zahlreichen Sprossenfenster fallen Sonnenstrahlen auf die liebevoll eingedeckten Tische. Sonnenstrahlen für die Seele kann jeder einfangen, der ein Gespür für wohltuende Atmosphäre hat.
Bild vergrößern Darf im Schwarzwald nicht fehlen: ein Gemälde von Hans Thoma
Bild vergrößern Der gußeiserne Ofen hat allerdings ausgedient (früher standen diese in den Hotelzimmern)

Bilder

Der Gasthof um 1920
Die Gaststube vor ca. 100 Jahren
Stammtisch mit Kachelofen
Stammtischrunde
Alte Ansicht von Saig
Alte Postkarte aus Saig
Werbung für den Ochsen um 1890
Alte Feuerwehrspritze auf dem Dachboden