Rolle in der Geschichte
Badische Poststation auf dem Weg von Heidelberg nach Würzburg
Mit der Schaffung des Großherzogtums Baden im Rahmen der Napoleonischen Neuordnung Europas ab 1806 wurde das Postwesen verstaatlicht und umfassend renoviert. Das kaiserliche Postprivileg der Fürsten von Thurn und Taxis wurde abgeschafft und ab 1810 durch eine badische Postdirektion ersetzt. Der unter den Fürsten von Leiningen bereits begonnene Ausbau der „Chaussee“ von Mosbach nach Buchen als „Haupt-Commerzial- und Poststraße“ wurde im neuen Großherzogtum Baden ab 1810 fertig gestellt, um die neuen Landesteile im Nordosten mit den zentralen Städten im Rheintal zu verbinden.Fast hundert Jahre lang war das Hotel Poststation im Großherzogtum Baden, die Wirtsfamilie Herth war über mehrere Generationen sowohl Posthalter wie Gastwirte.
Bild vergrößern Badische 3 Kreuzermarke von 1860, mit Stempel entwertet von Prinz Carl Wirt Franz Sebastian Herth
Bild vergrößern Kutsche der Großherzogl. Badischen Post vor dem Hotel um 1850
Egon Eiermann - Architekt der Moderne
Der Kontrast zwischen dem historischen Altbau aus dem 16.Jahrhundert und dem modernen Anbau aus dem Jahr 1964 nach Plänen von Egon Eiermann (1904 - 1970) ist für den architektonisch interessierten Gast besonders reizvoll.Egon Eiermann war einer der bedeutendsten deutschen Architekten der Nachkriegsmoderne. Einige seiner wichtigsten Bauten sind die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin (1959), die Deutsche Botschaft in Washington (1961) und das Abgeordnetenhochhaus im ehemaligen Regierungsgelände in Bonn (1965), der sog. "Lange Eugen". Nach Plänen von Eiermann wurden Firmenzentralen von Neckermann in Frankfurt (1960), IBM in Stuttgart (1969) und Olivetti in Frankfurt (1969) erbaut. Im Jahre 1967 hatte Egon Eiermann den Vorsitz der Jury für den Architektenwettbewerb für die Olympischen Spiele in München 1972.
Bild vergrößern Sondermarke der Deutschen Bundespost zum 100. Geburtstag von Egon Eiermann 2004
Bild vergrößern Der Eiermann Anbau des Hotels
Egon Eiermann´s Vater wurde in Buchen geboren, er selbst war in seiner Jugend oft bei den Großeltern zu Besuch. Er wuchs in Berlin auf und studierte an der Technischen Hochschule. Im April 1945 ging sein Büro in Flammen auf, er machte sich zu Fuß auf den Weg in den Odenwald, sein einziges Utensiel soll eine Aktentasche gewesen sein. Er fand Unterkunft in Buchen, quartierte sich im Stadtturm ein und begann mit der Arbeit. Er kommunizierte mit Hotelier Julius Schmitt vom Prinz Carl per selbst gebasteltem Aufzug, der ihn mit Nahrungsmitteln versorgte. Hier begann seine Nachkriegskarriere als Architekt, bevor er nach Karlsruhe an die Technische Hochschule berufen wurde. Als Dank entwarf Eiermann 1963/65 die Pläne für den Hotelanbau und verzichtete dabei auf ein Honorar.
Eiermann starb 1970 in Baden-Baden und wurde im Grab der Großeltern auf dem Friedhof in Buchen bestattet.
Bild vergrößern Der Buchener Stadtturm, gezeichnet 1924 vom 20-jährigen Studenten Egon Eiermann, später sein Domizil in den Nachkriegswirren
Bild vergrößern Hotelzimmer im typischen Eiermann Stil: Funktional und schnörkellos