Anekdoten & Mehr
Pflümli- und andere Stammtische
In der Zeit von 1974 bis 1990 kamen führende Mitarbeiter der in Stockach ansässigen Firma Contraves Oerlikon (gehört heute zu Rheinmetall) zu einem Stammtisch zusammen, den sie den „Pflümli-Stammtisch“ nannten. Die Herren ließen sich von einem Schreiner eigens Kästchen für ihre Schnapsflaschen anfertigen, die im „Goldenen Ochsen“ aufgehängt wurden. Es waren drei mal drei Kästchen, und jedes enthielt eine besondere Schnapssorte.Gelegentlich kamen sie an einem Freitag zum Mittagessen in den Ochsen, und dieses Mittagessen konnte bis Samstagmittag andauern. Die Wirtsleute ließen sie gewähren, auch die Küche konnte von den Stammtisch-Brüdern benützt werden. Der Personalchef, Enrico Borrini, war einmal Torwart bei den Grashoppers Zürich. Wenn die Gäste nachts Hunger bekamen, kochte er in der Hotelküche Spaghetti mit Tomatensoße oder Pesto. Unten in der Metzgerei hing eine Lackschürze und eine Mütze, die lieh sich der Hobbykoch aus. Und nach dem Nachtmahl immitierte er dann in dieser „Verkleidung“ zur Erheiterung aller den Schweizer Komiker Emil Steinberger.
Auch heute noch sind Stammtische beliebt und in den Goldenen Ochsen kommen seit Ende der 60er Jahre jeden Freitag Abend alte Stockacher Bürger. Es wird heftig über Gott und die Welt und natürlich über die Lokalpolitik diskutiert und geschimpft. Es ist deshalb scherzhaft der Meckerer-Stammtisch.
Bild vergrößern Der feucht-fröhliche Stammtisch mit Enrico Borrini in der Mitte
Bild vergrößern Der Stammtisch hier mit Damen (und geschlossenen Schnapskästchen!)
Nachkriegszeiten
Die Mutter von Philipp Gassner, Gerta geb. Hahn, kann sich noch gut daran erinnern, dass der Gewölbekeller, der vermutlich noch vom ehemaligen Kapuzinerkloster stammt, als Luftschutzbunker diente. Als 1945 bei Kriegsende die französischen Besatzer kamen, nahm die Mutter Olivia Hahn die kleine Gerta auf den Arm und öffnete den Franzosen die Tür. In ihrer Zeit in Lugano in der Schweiz hatte sie französisch gelernt und verblüffte die Soldaten mit einer französischen Begrüßung. Deshalb wurde sie von den Besatzern als Respektsperson behandelt und auch immer wieder als Dolmetscherin eingesetzt. Bis 1950 waren die franz. Soldaten im Hotel einquartiert, danach konnte der GOLDENE OCHSEN wieder geöffnet werden. Während die Bewohner der Nachbarschaft aus ihren schönen Häusern verjagt wurden, durfte die Familie Hahn in ihrer Wohnung bleiben. Die beiden Hotel-Köchinnen mussten für die Franzosen die Mahlzeiten zubereiten. Es wurden auch Feste gefeiert, und die kleine Gerta hat da zum ersten Mal Austern gesehen.
Bild vergrößern Der ehemalige Gewölbekeller, der zur Kriegszeit als Luftschutzkeller benutzt werden musste, ist heute der Weißweinkeller
Bild vergrößern Im anderen Teil des Gewölbekellers wurde eine Decke eingezogen. Hier wird der Rotwein gelagert.
Wie das "Hohe grobgünstige Narrengericht" entstand
Herzog Leopold I. von Habsburg war mit der Verwaltung der Gebiete in der heutigen Schweiz, damals Vorderösterreich, beauftragt. Eine historisch nicht belegbare Geschichte besagt, dass Leopold 1315 in einem Feldzug gegen die nach Freiheit drängenden Schwyzer vorging: in der Schlacht bei Morgarten. Leopold verlor die Schlacht, und nur durch die genaue Gebietskenntnis seines Begleiters konnte er sein Leben retten, viele seiner Ritter und Fußleute wurden mit den damals neuen Waffen der Schwyzer, den Helebarden, getötet.
Bild vergrößern Das Kuonyfenster im Restaurant ZUM GOLDENEN OCHSEN
Bild vergrößern Der Kuonybrunnen in Stockachs Hauptstraße
Vor dieser Schlacht soll Leopold seinen Hofnarren Kuony spaßeshalber befragt haben, was er von dieser Angelegenheit halte. Die Antwort von Kuony lautete:
"Ihr geratet wohl, wie ihr wollt in das Land Schwyz hinein kommen, jedoch geratet keiner, wie ihr wieder wollt heraus kommen." Nach der verlorenen Schlacht erinnerte sich der Herzog an den Rat seines Hofnarren und gewährte ihm einen Wunsch. Dieser erbat sich das Privileg, in seiner Heimatstadt Stockach ein Narrengericht einführen zu dürfen. Leopold starb aber schon 1326, bevor dies geregelt war, und Kuony wandte sich den Erzählungen nach an Erzherzog Albrecht den Weisen, der ihm das Privileg 1351 gewährte. Unter dem persönlichen Schutz des Landgrafen Eberhard von Nellenburg, dem Stadtherrn von Stockach, soll Kuony schließlich die Urkunde in seine Heimatstadt gebracht haben, wo sie in der Säule eines Brunnens aufbewahrt wurde.
Seit dieser Zeit gibt es in Stockach zur Fastnachtszeit am "Gumpigen Dunschtig" das "Das Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken", vor das heutzutage Politiker gestellt werden.