Rolle in der Geschichte
Barock, ein Schuß Klassizismus, Biedermeier... und zeitlose Räume die verzaubern
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Zeitlose Räume: wie rund 80 Jahre zuvor werden die nahezu unveränderten

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... Gasträume der "Sonne" auch heute durch das einfallende Sonnenlicht verzaubert

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Die "Sonne" ist seit dem 14. Jahrhundert belegt, wurde aber beim Stadtbrand 1689 zerstört. Kurz darauf entstand der Neubau. Um 1830 sah die Sonne wie hier im Bild aus - 1859 wurde das rechte Nachbarhaus dazu gekauft und

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die Dächer symetrisch zusammengeführt. OBEN: die bauzeitlich barocke "Sonne" mit einem Hauch Klassizismus zwischen ihren (schon üppiger) barocken Nachbarn: rechts Rathaus und links der Königshof (heute Polizei). Bilder zum VERGRÖSSERN jeweils anklicken.

Das ausgehende 19. Jahrhundert: Sonnenbrüder und Kartoffelmann
Die ganz besondere "Rolle in der Geschichte" unserer Offenburger Sonne besteht darin, dass dieses Haus aufs engste mit der Stadtgeschichte verbunden war und uns ein authentisches Zeitbild geben kann, wie man Soches selten findet.Vom alten Innenhof mit Trog und Inschrift aus dem 17. Jahrhundert über die "naturbelassenen" historischen Gasthausräume bis hin zu den faszinierenden Schriftdokumenten. Oder das Sonnen-Schild, diese herrliche Rokoko-Kunstschmiedearbeit aus der Zeit um 1780 - alles Zeugen, welche die vergangene Jahrhunderte "erlebt" haben und uns davon berichten, wenn wir nur richtig hinschauen.
Da wären ferner die nahtlosen Aufzeichnungen und Tagebücher der Familie Schimpf seit 1858 oder die Gästebücher mit einer Fülle bekannter Zeitgenossen aus den vergangenen 160 Jahren. Das sind überaus spannende Zeitdokumente, wenn sich beispielsweise 1935 Heinrich George im Gästebuch verewigt und 50 Jahre später sein Sohn Götz.
Darüber hinaus sind die Seiten von Künstlern mit Skizzen und kleinen Gemälden so reich bebildert, dass diese quasi ein eigenes kleines "Kunst-Museum" bilden.
Einige Exzerpte der unterschiedlichen Zeitdokumente aus dem umfangreichen Schimpfschen Familienarchiv werden in diesem Kapitel und unter "Weiterführende Informationen" in Kürze als DOWNLOAD angeboten!!
Unterhaltend und amüsant sind die verschiedenen Anekdoten, welche oft mehr über die menschlichen Schicksale und das gesellschaftliche Gefüge und Zeitgefühl ausdrücken als manche wissenschaftlichen Dokumentationen. Geschichten aus der Lebenswelt unterschiedlicher Hausangestellter oder wie an Markttagen die "Sonne" Anlaufstelle für Händler und Bauern war. Diese stellten ihr Vieh in den (Gast)Stallungen des Gasthofes unter. Bis in die 1960er Jahre wurde im Gasthof Sonne Landwirtschaft betrieben. Es gab Pferde, Kühe, Schweine, Hühner - mitten in der Stadt!
Zu den Erzählungen über ungewöhnliche Gäste gehört auch die Geschichte des Gymnasialprofessors Hoffmann und seiner "Sonnenbrüder":
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war die Sonne insbesondere ein Treffpunkt der städtischen Honoratioren. Es gab den Stammtisch der "Sonnenbrüder" -Staatsbeamte, Lehrer, Unternehmer- welche sich täglich an einer langen Tafel in der "Sonne" zum gemeinsamen Mittagsmahl trafen. "Häufig kam es vor, daß die Beamten nachmittags gar nicht mehr auf ihr Büro gingen, sondern bis Abends durchzechten" (nach M. Ruch).
Weiter berichtet M. Ruch:
"Über Jahrzehnte hatte sich diese Runde einen Präsidenten in Gestalt des Gymnasialprofessors Hoffmann erkoren, der nach der Mittagspause in der Sonne wieder zum Unterricht in das Grimmelshausengymnasium mußte, wo ihn um 5 Uhr nachmittags seine „Sonnenbrüder“ lautstark mit der Kutsche ab- und in die Sonne zurückholten. Man entwickelte sein eigenes Brauchtum in diesem Kreis: In der „Lichterprozession“ zog man spätnachts zum Denkmal des Kartoffelmanns (Bild unten): „Voraus schritt Mutschler mit einem Kehrbesen, um den ein farbiges Tischtuch als Fahne drapiert war, dann kamen sechs Kerzenträger, dann Professor Hoffmann im Wäschewägelchen sitzend, angetan mit Sonnenkrone, Sonnenorden und Hermelinmantel, in einer Hand das Szepter, mit der anderen einen Doppelliter umfassend. Nach der Melodie „Santa Lucia“ zogen die Herren ruhig und feierlich um das Kartoffeldenkmal."
Eine skurrile Geschichte, die ohne weiteres vom Namensvetter des Gymnasialprofessors, dem großen E.T.A. Hoffmann, hätte stammen können.
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Das Denkmal des "Kartoffelmanns" stellte Francis Drake dar, der die Kartoffel aus Amerika nach Europa gebracht haben soll. Das Denkmal stand in der Nähe der "Sonne" und war eine touristische Attraktion. 1939 von den Nazis zerstört - Drake war Engländer.

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Badische Herrengesellschaften sind ausnahmslos in den Städten des ehemaligen Großherzogtums bekannt. 100 Jahre lang war die Geschichte der Offenburger "Kaltloch - Gesellschaft" aufs Engste mit der "Sonne" verknüpft.

Reise in vergangene Welten
Wie bereits die vorangehenden Kapitel zeigten, bietet das gesamte Ensemble des Hotel Restaurant Sonne unglaublich viele historische Details und Reminiszenzen. Die folgenden Bilder sind bloß Vorschläge für eigene "Entdeckungsreisen" (weitere Anregungen finden Sie in der Bildgalerie "Streifzüge")-- ACHTUNG - bitte mit dem notwendigen Feingefühl, Respekt und einer gewissen Pietät agieren!
"Exkursionen im Gasthaus" nicht ohne Absprache - in der Sonne beispielsweise sind die Übergänge zum Privatbereich fließend.
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Die detailreichen Oberammergauer Holzschnitzereien ließ Karl Otto Schimpf Anfang der 1930er Jahre für die "Bauernstube" (heutiges Speiserestaurant) anfertigen.

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Jede Butzenscheibe...

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... jeder Winkel (hier der Herrgottswinkel - s. DOWNLOAD unten "Im Zeichen des Kreuzes")... erzählt Geschichte(n)...

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...von Menschen die einst hier lebten. Die "Diener an der Bahn" z.B., die auf diesem Schild anempfohlen werden (um die Koffer zu tragen), wurden wieder abgeschafft. Sie verkürzten die Wartezeit mit Biertrinken und waren besoffen bis die Gäste ankamen.

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Interessantes Relikt im historischen Innenhof der Sonne: Trog und Platte aus Sandstein mit Inschrift eines Wirts aus dem 17. Jahrhundert - leider etwas "verdeckt".
