Rolle in der Geschichte
Tor zum großen und kleinen Wiesental
Vor dem bewegten geschichtlichen Hintergrund von Schopfheim und dem Wiesental blickt das „Gasthaus zum Löwen“ am Handelsweg nach Basel und Zugang zum kleinen Wiesental gelegen auf eine lange Gasthaustradition. In vier Jahrhunderten kehrten hier zahlreiche durchziehende Fuhrleute, Händler, Gerichtsboten, Handwerker und "allerlei Volk" zu Speis und Trank ein. Zurückverfolgen läßt sich die Geschichte des Hauses bis ins 17. Jahrhundert - lesen Sie zur HAUSGESCHICHTE bitte nach den Bildern weiter.
Bild vergrößern Dass im Löwen zu Postkutschenzeiten eine Pferdewechselstation (rechts die geräumigen ehemaligen Stallungen) eingerichtet
Bild vergrößern wurde ist der exponierten Lage an der wichtigen Handelsstraße nach Basel zu verdanken (hier: Löwe mit "Grether-Initialen" über der Eingangstür)
Das aufstrebende Schopfheim am Tor zum Wiesental wurde bereits im Jahr 1250 von Konrad I. von Rötteln zur Stadt erhoben. Durch den 30jährigen Krieg erhielt die Stadtentwicklung einen starken Rückschlag. Das Schloss wurde zerstört, die Adelshöfe und Bürgerhäuser zerfielen, Schopfheim verlor an Bedeutung.
1651, kurz nach dem 30jährigen Krieg, führte es Johann Stupfer mit seiner Familie aus Hermannstadt im Herzogtum Liegnitz/Schlesien in die vom Krieg schwer angeschlagene Stadt Schopfheim. Hier erwarb Johann Stupfer für 380 Gulden das Anwesen der Real-Schild-Gastwirtschaft „ Zum Löwen“ (das genaue Jahr der Errichtung des Hauses ist leider nicht bekannt), wo er in seinem Beruf als Barbier, Wundarzt und Chirurg tätig war. Gleichzeitig bot er seinen Kunden im Haus Speis und Trank an. Bis zu seinem Tod 1691 erlangte Johann Stupfer in der neuen Heimat großes Ansehen. Zudem stiftete er mit seinen drei Söhnen Johann M., Andreas und Johannes der St. Michaelis-Kirche 1687 das kunstvolle Kruzifix, das sich heute in der Evangelischen Stadtkirche in Schopfheim befindet.
Johann Stupfers Nachfolge trat der jüngste Sohn Johannes an. Dieser war Stabhalter von Gündenhausen und gehörte dem Gericht zu Schopfheim an. Da er leider früh verstarb (1701), übernahm sein Bruder Andreas Stupfer, Wundarzt und Chirurg sowie Statthalter in Schopfheim (1695 bis 1708), das Gasthaus. Andreas Stupfer gilt als die bemerkenswerteste Persönlichkeit aus dem Geschlecht der Stupfer. Von ihm ist eine prachtvolle Grabtafel überliefert, die in der Katharinen-Kapelle (Friedhofskapelle) in Schopfheim aufbewahrt wird.
In der Folge verblieb das Gasthaus noch einige Zeit im Besitz der Familie Stupfer. Zunächst übernahm 1728 Andreas`Stupfers Sohn Johann Michael Stupfer, Chirurg und Richter zu Schopfheim, den „Löwen“. Ihm folgte 1744 sein Sohn Johann Michael Stupfer. Als Johann Miachel Stupfer 1753 im Alter von nur 34 Jahren verstarb, verpachtete seine Frau den Löwen an einen Metzgermeister aus Schopfheim.
Nach den napoleonischen Kriegen gehörte das Markgräflerland zum neugebildeten Großherzogtum Baden; Schopfheim erhielt 1824 ein Bezirksamt. Unter der Herrschaft der Großherzöge von Baden erholte sich die Stadt. Mitte des 18. Jahrhunderts gab es bescheidene industrielle Anfänge wie Papierherstellung, eine Bleiche, eine Drahtzieherei, Baumwollspinnereien und Färbereien. Die Industrialisierung zog viele Entwicklungen des öffentlichen und kommunalen Lebens nach sich: ein Gaswerk wurde erstellt und ab 1862 fuhr die Eisenbahn von Basel über Lörrach durchs Wiesental nach Zell und weiter bis Todtnau. Außerdem wurden Banken und Sparkassen gegründet und 1864 erschien eine Schopfheimer Tageszeitung. Vor allem aber entwickelte sich das Wiesental zu einem Zentrum der Textilindustrie.
In den Jahrhunderten nach der Wirtedynastie Stupfer, welche 1753 beendet war, erlebte das Gasthaus Löwen einen häufigen Wechsel von Besitzern und Pächtern. Im Jahr 1760 erwarb Sebastian Pflüger, der Hirschen-Wirt aus Schopfheim „den Löwen“ käuflich. Doch nach derben Schicksalsschlägen gab er 1772 auf. Danach ging das Gasthaus in den Besitz der Familie Geitlinger über, die das Anwesen zunächst selbst bewirtschaftete, 1803 aber an den Bierbrauer und Küfer Schindler aus Opfingen verpachtete, der hier selbst Bier braute. Ihm folgten die Pächter Friedrich Kammüller aus Hammerstein und später der Metzgermeister Johann Friedrich Kühny aus Schopfheim. 1867 erwarb Jakob Friedrich Dattler das Anwesen, verpachtete es aber erneut. Die nachfolgenden Käufer, der Messerschmied Friedrich Heiger und seine Ehefrau Emilie wanderten jedoch nach kurzer Zeit nach Nordamerika aus. 1880 ging die Gastwirtschaft daher eigentümlich an Johann Friedrich Kiefer über. Nach seinem Tod 1889 bewirtschaftete seine Witwe den „Löwen“ mit ihrem zweiten Mann, dem Fuhrhalter Wilhelm Dreher aus Schopfheim bis 1919. Ihnen folgte erstmals eine Frau als Eigentümerin: Anna Wenk. 1927 ging das Gasthaus in den Besitz der Brauerei Bilger & Söhne A.G. in Gottmadingen über, die es in der Folgezeit verpachtet.
Am 2. Januar 1934 stellte Anna Grether aus Mundingen einen Antrag auf Gastwirtschafts-Erlaubnis. Seitdem ist das Gasthaus in Händen der Familie Grether und wird auch heute noch als Hotel Restaurant weitergeführt. (Weitere Informationen unter „Die Wirtsleute)
Bild vergrößern Geschichte der "Real-Schild-Gastwirtschaft"...
Bild vergrößern Entnommen dem Buch "Aus dem Wiesental" von Helmut Bender, Schillinger-Verlag 1983
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Bild vergrößern Oben: Kachelofen im Gastraum; rechts die Johann Peter Hebel-Kammer
Bild vergrößern Lässt die Herzen von Old-Style-Fans höher schlagen... Musikbox "Diplomat" aus den 1950er Jahren (und sie funktioniert noch)!
Das Hotel Restaurant Löwen verfügt über vier historische Kammern (Suiten), die nach Persönlichkeiten benannt sind, die in enger Verbindung zum Löwen oder zu Schopfheim stehen:
JohannPeter Hebel-Kammer:
Diese Kammer wurde nach dem bekannten alemannischen Dichter Johann Peter Hebel benannt. Hebel wurde 1760 in Basel geboren,verbrachte aber viele Winter in Hausen im Wiesental, dem Heimatort seiner Mutter. Ab 1766 besuchte Hebel die Volksschule in Hausen, ab 1769 die Lateinschule in Schopfheim (das heutige Theodor-Heuss-Gymnasium). In den Sommermonaten wurde er in Basel unterrichtet. Nach dem Tod seiner Mutter 1773 lebte Hebel vorübergehend in Schopfheim bei Diakonus Obermüller, bevor er 1774 in das „Gymnasium illustre“ in Karlsruhe aufgenommen wurde und dort auch lebte. Auf seine Beziehung zu Schopfheim weist auch Hebels Werk „Der Statthalter zu Schopfheim“ hin.
Johann Michael Stupfer-Kammer:
Diese Kammer wurde nach der Familie Johann Michael Stupfer benannt, die nach dem Dreißigjährigen Krieg über 100 Jahre das Gasthaus Löwen geführt hat. (Weitere Informationen unter „Rolle in der Geschichte“)
Die Anna-Grether-Kammer:
Sie wurde nach der langjährigen Löwen-Wirtin Anna Grether benannt, die 1934 den Löwen pachtete und 1958 käuflich erwarb. Mit ihr begann die Tradition der Familie Grether im Löwen. (Weitere Informationen unter „Die Wirtsleute“)
Die Walter Faller-Kammer:
Diese Suite erhielt ihren Namen vom früheren SPD-Abgeordneten und Schopfheimer Ehrenbürger Walter Faller (1909 -2003), der ein langjähriger Stammgast im „Löwen“ war und hier auch seine große Liebe fand. Nach Walter Faller ist in Gündenhausen auch die Straße vom Parkplatz des „Löwen“ bis zur „Mühle“ benannt, wo der Abgeordnete viele Jahre wohnte.
Bild vergrößern Anna Grether, die langjährige Löwen-Wirtin
Bild vergrößern Anna Grether-Kammer